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Immernoch inhaftiert und vergessen

Zusammenfassung

Im November 2021 veröffentlichte Equal Rights Beyond Borders „Detained and Forgotten at the Gates of the EU: Detention of Migrants on the Island of Kos“ - unser erster ausführlichen Bericht über die Inhaftierung von Migrant:innen auf der ostägäischen Insel Kos, die einen von fünf griechischen EU-Hotspots und die einzige Abschiebehafteinrichtung auf den ostägäischen Inseln beherbergt.
Pre Removal Detention Centre Kos - Anonymous - 2022
Pre Removal Detention Centre Kos - Anonymous - 2022. Unsere Visual Policy

Mehr als ein Jahr nach diesem Report, am 28. Februar 2023, veröffentlichte Equal Rights ein umfassendes Update über Änderungen des rechtlichen Rahmens, der Inhaftierungspraktiken und -strategien, der Lebensbedingungen und der Entwicklung von Inhaftierungspraktiken außerhalb der Abschiebehafteinrichtung. Dafür führte Equal Rights von Mai 2022 bis November 2022 zehn Interviews mit inhaftierten Schutzsuchenden durch und analysierte Akten und Fälle von November 2021 bis Dezember 2022.

Obwohl die Behörden auf Kos im letzten Jahr die Inhaftierung von Asylsuchenden unmittelbar nach Ankunft beendeten, die Höchstdauer der Inhaftierung auf sechs Monate reduzierten und die Inhaftierung von Frauen und Familien mit kleinen Kindern einstellten, sind inhaftierte Schutzsuchende weiterhin entsetzlichen Bedingungen ausgesetzt und haben mangelhaften Zugang zu europarechtlich verbrieften rechtlichen Garantien.

Obwohl die Behörden die Praxis der sofortigen Inhaftierung der Asylsuchenden nach ihrer Ankunft auf der Insel beendeten, die Höchstdauer der Inhaftierung auf sechs Monate reduzierten und die Inhaftierung von Frauen und Familien mit kleinen Kindern einstellten, sind inhaftierte Schutzsuchende weiterhin entsetzlichen Bedingungen ausgesetzt und haben nur mangelhaften Zugang zu europarechtlich verbrieften Garantien.

Es kommt weiterhin zu rechtswidrigen und automatischen Inhaftierungen von bestimmten Gruppen Schutzsuchender, Auch offenkundig Minderjährige werden inhaftiert. Der Großteil der Personen sitzt in Haft, weil sie in die Türkei zurückgeführt werden sollen. Nur: seit März 2020, also nunmehr drei Jahre, gab es keine einzige Rückführung. Der EU Türkei Deal ist gescheitert, eine Rückführung unmöglich und die Freiheitsentziehung illegal.

Gepaart mit den Bedingungen in der Haftanstalt führt dies zu besorgniserregenden psychischen Problemen und einer insgesamt beklagenswerten Situation für Schutzsuchende – die sie in ihren Menschenrechten verletzt. 

Trotzdem sich die Praktiken in dieser Zeit erheblich geändert haben, ist die Lebensrealität von Migrant:innen auf Kos weiterhin von restriktiven Maßnahmen und von Freiheitsbeschränkungen geprägt, Die Inhaftierung von Schutzsuchenden gehört zur politischen Tagesordnung auf Kos – vor allem auch deshalb, weil auf der Insel europäische Migrationspolitik umgesetzt wird.


Die vollständige Studie findet sich hier.

Eine Pressemitteilung findet sich hier.

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  • ‘Still detained and forgotten’
    Update on Detention Policies, Practices, and Conditions on Kos 2022/23

    Diese Studie dient als Aktualisierung des Berichts "Detained and Forgotten at the Gates of the EU: Detention of Migrants on the Island of Kos", der im November 2021 veröffentlicht wurde und die Inhaftierung von Schutzsuchenden auf der ostägäischen Insel Kos dokumentiert. Der Bericht vom November 2021 stellte die Inhaftierungspraktiken auf Kos in den breiteren Kontext der Inhaftierung von Migrant:innen in Europa. Mehr als ein Jahr später bietet dieses Update einen aktuellen Überblick über die Art und Weise, in der die Inhaftierung weiterhin ein integraler Bestandteil der Migrationspolitik auf Kos ist, der die Bestrebungen der Europäischen Union abbildet.